Geschichte von Lelbach

Lelbach wird in einer Urkunde im Jahre 980 zum ersten Male als "Lellibechi" genannt. Bei dieser Urkunde handelt es sich um einen Tauschvertrag zwischen Kaiser Otto II. und dem Abt des Reichsstifts Corvey. Der Kaiser erhielt die Marken Meginrichesdorf und Memleben und gab dafür aus dem Reichsbesitz im Ittergau: "lellibechi" (Lelbach), "rehon" (Rhena) und "curbechi" (Korbach), sowie drei andere Ortschaften, die später zu Wüstungen wurden. Ausgefertigt wurde diese Urkunde am 15. September 980 in Wallhausen, einer Kaiserlichen Pfalz.


Auszug aus der Urkunde 980
Auszug aus der Urkunde mit den Namen Lellibechi (Lelbach), Rehon (Rhena) und Curbechi (Korbach) vom 15. September des Jahres 980

Aber laut Geschichte muss Lelbach noch älter sein: Zur Entstehung dieses Reichsbesitzes um Korbach herum kam es nämlich schon gut 200 Jahre vorher, als Karl der Große 772 in das Sachsenland einfiel, um es zu erobern und seinem Reich einzugliedern. In einem 30-jährigem blutigen Krieg unterwarf er die Sachsen und zwang sie zur Annahme des Christentums. Der erste Vorstoß seines Heeres führte 772 über die Korbacher Hochfläche und zielte auf die Eresburg, das heutige Obermarsberg. Damals befand sich dort eine Volksburg der Sachsen, die im ersten Ansturm erobert wurde. Über die Korbacher Hochfläche, an deren Westrand Lelbach liegt, führte damals schon eine alte Heer- und Handelsstraße als Höhenweg. Sie kam von Süden und führte von Frankfurt bis nach Bremen.
Bei seinem Vormarsch ließ Karl der Große an dieser Straße im Abstand von Tagesmärschen (25 - 30 km) befestigte Königshöfe als Etappenstationen anlegen. Sie dienten als Rast- und Versorgungsstationen, aber auch als Sitz regionaler Verwaltungen. Kaiserliche Beamte vertraten hier die Interessen des Reiches, hielten Gericht, zogen Abgaben ein und schützten die Missionare der Kirche und die Kaufleute.
Korbach war ein solcher Königshof. Es wird als sicher angenommen, dass sich hier schon ein sächsischer Edelhof befunden hat, der dann in einem fränkischen Königshof umgewandelt wurde. Im Mittelpunkt einer Hochfläche gelegen, erlangte er eine zentrale Bedeutung, und die umliegenden Ortschaften werden in anderen Urkunden als Vorwerke diese Haupthofes genannt. Dazu gehörte auch LELBACH!
Im Jahre 1036 befindet sich das ehemalige Reichsgut um Korbach im Besitz des Bischofs von Paderborn, während große Teile Waldecks auch weiterhin im Besitz des Reichsstiftes Corvey verbleiben. Die Grafen von Schwalenberg werden hier 1113 als Vögte und Schutzherren eingesetzt. Es gelingt ihnen, die Burg Waldeck zu erwerben und bis 1180 eine eigene Herrschaft zu errichten. Seitdem nennen sie sich Grafen von Waldeck. Als solche hatten sie auch in Lelbach Besitz.
In der Zeit des 12. Jahrhunderts beginnt die Erbauung der Lelbacher Kirche. Diese romanische Kirche war dem Heiligen Nikolaus geweiht und gehörte bis 1832 zur Pfarrei St. Nikolai in Korbach. Die Glocke der Lelbacher Kirche, 1298 gegossen, ist eine der ältesten im Kirchenkreis.
Über den Ort selbst gibt es nur wenige Nachrichten. In Korbacher Urkunden wurde Lelbach ab 1380 erwähnt, in den Urkunden das Staatsarchivs Marburg ab 1394. Nach dem Landregister von 1541 hatte Lelbach damals 5 Wohnhäuser, 1620 waren es 14 (ca. 90 Einwohner).
Lelbach war früher nur durch einen Feldweg mit Korbach verbunden. Ähnliche Wege führten über den Rothbusch: der Rhenaer- und der Usselner Weg. Erst in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die "Chaussee" von Korbach über Lelbach nach Brilon gebaut. Die Korbacher bepflanzten die Straße mit Ahornbäumen, die Lelbacher mit Apfelbäumen. Ausgebaut wurde auch der Weg nach Lengefeld. Mit dem Bahnbau wurde 1913 begonnen; die Teilstrecke nach Korbach wurde am 01. Juni 1914 eingeweiht, die Strecke bis Brilon-Wald erst 1917 fertiggestellt.
Die Trinkwasserversorgung erfolgte früher durch sogenannte Windebrunnen. Wasser für das Vieh wurde dem Dorfteich entnommen. Eine moderne Leitung ist erst 1907 gebaut worden.
Seit dem Bau der Chaussee gab es in Lelbach auch eine Posthilfsstelle und eine Gastwirtschaft. Das erste Telefon erhielt 1903 der Bürgermeister. Der Anschluss an das Stromnetz kam 1920.
Alle Voraussetzungen für eine gute Entwicklung des Ortes waren nun gegeben: Anschluss an das Straßennetz und an die Eisenbahn, Wasserleitungen, Stromversorgung, Postverbindungen und die Nähe der Kreisstadt. Die Einwohnerzahl stieg von 1905 bis 1936 von 218 auf 260. Im 1. Weltkrieg hatten die Lelbacher 11 Gefallene zu beklagen; vom 2. Weltkrieg wurde der Ort selbst schwer betroffen.
Die WLZ berichtet darüber in der Beilage "Mein Waldeck" unter der Überschrift:
Ein schwarzer Tag für Lelbach: 29. März 1945, 12.30 Uhr mittags. Aus Richtung Lengefeld Schüsse, anscheinend MG-Feuer. Dreißig amerikanische Panzer halten auf der Straße nach Lelbach. Die Schießerei nahm zu. SS-Männer mit Panzerfäusten tauchten auf und feuerten ein Geschoss auf den zweiten, Lelbach entgegenfahrenden Panzer ab. Er geriet in Brand, und das war das Zeichen! Ein Granatenregen prasselte auf das friedliche Dörfchen nieder. Die Panzer schwärmten aus und richteten auch vom Rothbusch herunter ihre Rohre drohend auf die Häuser. Ein Höllenlärm! Rauch stieg im Dorf auf, Scheunen brannten und bald darauf das halbe Dorf. Die ersten Panzer rollten in die Dorfstraße ein. Der Beschuss war zu Ende. Schüchtern kamen Leute aus Runkelkellern und anderen sicheren Verstecks herbei und schauten verstört auf die mächtigen Ungetüme, die sich in den engen Straßen stauten. Viele Häuser, Scheunen und Stallungen wurden zum Teil restlos zerstört. Welch' Stimmung lag an diesem 29. März über dem Dorf, als sich die Abendstunden auf die von Trümmern übersäten Stätten der Vernichtung senkten. Vier SS-Soldaten lagen erschossen an den Dorfausgängen nach Lengefeld und Rhena. Auch ein Litauer, der bei einem Landwirt arbeitete war ums Leben gekommen, aber nicht ein einziger Lelbacher. Nach kurzem Aufenthalt setzte sich der feindliche Heerwurm nach Dingeringhausen in Bewegung. Gegen 17 Uhr war das Diemelgebiet erreicht. Schon vorher wurde der Bahnhof Lelbach / Rhena mehrfach von Fliegern angegriffen und Züge beschossen. Auch hierbei gab es viele Tote und Verwundete. Insgesamt hatte die Gemeinde 28 Tote und Vermisste zu beklagen.
Zur Geschichte Lelbachs gehört auch die Geschichte seiner Schule. Ein Schulmeister wird erstmals 1735 erwähnt, ein neues Schulhaus wurde 1875 erbaut. Das Haus hatte viele Mängel und keinen Schulhof, im Jahre 1926 verlangte die Schulbehörde einen Neubau. Lehrer Edurad Bunte stellte damals ein Baugrundstück an der Lengefelder Straße kostenlos zur Verfügung, und die neue Schule wurde gebaut und 1928 eingeweiht. Lehrer Bunte, der von 1905-45 und von 1948-50 in Lelbach unterrichtete, erlebte es nicht mehr, als 1972 die Schule geschlossen wurde. Er starb 1956.
1920 kam es zur Gründung des Turnvereins, 1922 des Gemischten Chores. Eine freiwillige Feuerwehr gibt es in Lelbach seit 1935, den Musikverein seit 1953.
Lelbach hat sich nach dem Krieg sehr schnell entwickelt. Zwischen dem alten Dorf und dem Homberg entstand ein neues Baugebiet mit etwa 70 Häusern. Auch nach Lengefeld hin hat sich der Ort ausgedehnt. Nicht nur Heimatvertriebene und Evakuierte fanden hier eine neue Bleibe, auch viele Korbacher siedelten sich in Lelbach an.
Nach längeren Verhandlungen kam es 1971 zum freiwilligen Anschluss an Korbach. Damit wurde die Verbindung zur nahegelegenen Stadt wieder so eng, wie sie früher schon einmal war. Nach dem Bau einer Turnhalle im Jahr 1960 wurde 1977 die große Mehrzweckhalle errichtet.
Ab 1974 entwickelte sich das Neubaugebiet in Lelbach. Über 70 Häuser entstanden in kürzester Zeit. Da man sich im Anfang auf keine Straßennamen einigen konnte, nahm man die einfachere Version, die Straßen mit Buchstaben zu versehen. So ergaben sich die Straßen Lelbach A-D, was zum Teil einige Verwirrungen hervorrief. So kam es zum Beispiel, das Lelbacher in der Straße "C" Post mit der Adresse "Lelbach Zeh" bekamen. Man darf aber stolz sein, denn es gibt nur wenige Orte auf der Welt, die solche Straßenbezeichnungen haben (z.B. New York - Manhatten oder Mannheim). Ein weiteres Baugebiet mit ca. 20 Häusern wurde 1998 erschlossen. Die Bevölkerungszahl hat sich seit dem Krieg mehr als verdoppelt und stieg in den letzten 55 Jahren von 253 auf 618.
Eine neue Errungenschaft ist das Backhaus. Ursprünglich entstand 1885 ein Backhaus auf einem Hof in Lelbach. 1996 wurde dieses in Lelbach abgetragen, die alten Backsteine wurden zum Teil zwischengelagert. Ab Mai 2000 wurde das Backhaus von Lelbacher Einwohnern liebevoll Stein für Stein wieder aufgebaut. Im Mai 2001 ist es offiziell mit einem großen Fest eingeweiht worden. Das Motto des neuen Backhauses wurde vom Ortsvorsteher Manfred Schatz ausgerufen und heißt: "Gut back!". Der Standort des Backhauses soll sich zum neuen Dorfmittelpunkt entwickeln und künftig das alte Dorf Lelbach mit dem neuen Dorf noch besser verbinden.
Aus dem kleinen Dörfchen, das vor 400 Jahren noch nicht einmal aus 10 Wohnhäusern bestand, ist inzwischen ein blühender Ortsteil Korbachs geworden, der sich seine Eigenheiten bewahren konnte. Daran haben die Lelbacher selbst einen entscheidenden Anteil. Sie können stolz auf eine mehr als 1000jährige Vergangenheit zurückblicken und zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Vor allem aber haben sie sich etwas bewahrt, was schon 1855 am Ende einer Statistik von ihnen gesagt wird: "Die Lelbacher Einwohner zeichnen sich durch einen nüchternen, gesitteten Lebenswandel aus. Man begegnet in Lelbach Wohlhabenheit und heiterem Temperament. Die Bewohner sind fleißig und mit der Zeit fortschreitend."
Möge dieses Urteil für die Gegenwart und für die Zukunft gelten!